Die Hochschullandschaft in Australien besteht zunächst aus etwas mehr als 40 Universitäten, nahezu alle in staatlicher Regie. Das australische Bildungssystem ist insgesamt sehr stark international ausgerichtet, was sich auch darin zeigt, dass Bildung zu einem der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren und „Exportartikel“ geworden ist. Um dauerhaft die Qualität der Ausbildung zu sichern und internationalen Maßstäben gerecht zu werden, führt eine eigene staatliche Agentur entsprechende Überprüfungen und Maßnahmen durch. Der Erfolg zeigt sich im sehr guten internationalen Ranking vieler australischer Universitäten.
Das universitäre Bildungsangebot wird ergänzt durch zahlreiche TAFE-Einrichtungen (Technical and Further Education), die den deutschen Berufsfachschulen bzw. Berufsakademien entsprechen und praxisorientierte Studiengänge in den unterschiedlichsten Bereichen anbieten. Details dazu auf der Seite „Berufsfachschulen“.
Die Struktur des Studiums in Australien ist angelehnt an das angelsächsische System und unterteilt sich grundlegend in die beiden Bereiche „undergraduate“ und „postgraduate“. Die „undergraduate studies“ setzen das Abitur oder das Fachabitur voraus und werden mit dem Bachelor abgeschlossen. Dauer je nach Studienrichtung: 6 – 8 Semester bzw. 3 – 4 Jahre.
Für die „postgraduate studies“ braucht es entsprechend einen Hochschul- bzw. Fachhochschul-Abschluss wie bspw. das Bachelor Degree. Details zu den Studienmöglichkeiten in beiden Bereichen gibt es auf den Seiten im Bereich „Studienmöglichkeiten in Australien“.
Üblicherweise werden in Australien pro Semester vier Fächer bzw. Kurse (Lectures) belegt, wobei der Unterricht in Form von Vorlesungen, Seminaren und Tutorien erfolgt. Der von den Studenten erwartete persönliche Input ist dabei sehr hoch. Vorträge, Referate und Hausarbeiten sind in den meisten Fächern obligatorisch, am Ende des Semesters steht oft auch noch eine Klausur an.
Die Teilnehmerzahl in den Kursen ist eher klein, was eine persönliche Lernatmosphäre schafft, aber erst recht dafür sorgt, dass der Wissensstand jedes einzelnen offensichtlich wird. Vorteil ist, dass alle zu erbringenden Einzelleistungen in die Endnote einfließen. Dadurch können schwache Ergebnisse in einem Bereich durch starke eines anderen kompensiert werden. Bei der Benotung können im übrigen die internationalen Studenten durchaus mit einer gewissen Milde rechnen.
Australische Universitäten haben eine hohe Eigenständigkeit. Das macht sich nicht nur bei den Aufnahmekriterien für die Studenten bemerkbar, die je nach Hochschule und Fachbereich mit einer gewissen Beliebigkeit mehr oder weniger anspruchsvoll sein können, sondern auch in der Benotung. Die Abstufung in „High Distinction“, „Distinction“, „Credit“, „Pass“ und „Fail“ ist aber weitestgehend einheitlich.
Manche Universitäten differenzieren diese Noten weiter mit Prozentzahlen, manche mit Zahlen oder Buchstaben ergänzt um das Plus oder Minus, welches wir auch von Schulnoten in Deutschland noch kennen. Alles in allem macht das die Vergleichbarkeit der Noten zwischen verschiedenen Universitäten eher schwierig. Wer sich intensiver damit beschäftigen möchte, findet Details dazu bei Wikipedia.
Die Relevanz einzelner Kurse bemisst sich nach der Anzahl der „Credits“, die ihnen von der einzelnen Universität zugemessen wird. Die Gewichtung erfolgt dabei durch die Proportion zu den Kursen anderer Fachbereiche und zu dem gesamten Kursprogramm innerhalb des Studienjahrs.
Auch die Credit-Vergabe ist zwischen den australischen Universitäten nicht vergleichbar. Eine Art „Wechselkurs“ analog verschiedener Währungen bekommt man am ehesten, indem man die erreichbaren „Semester Credit Points“ zueinander ins Verhältnis setzt. Bei einer Uni sind das 100 Credit Points, bei der anderen 50 und bei der dritten nur 32, dafür heißen die nicht Credit Points, sondern „Units“.
Diese Problematik ist an deutschen Hochschulen bekannt. Diejenigen, die mit australischen Partner-Universitäten zusammenarbeiten, verfügen meist über wechselkursähnliche Umrechnungsfaktoren, mit denen die Credits der australischen Hochschule in das eigene System umgerechnet werden.
Das universitäre Leben in Australien erstreckt sich viel weiter in den privaten Bereich des einzelnen als in Deutschland. Durch die vielen Angebote im sportlichen wie kulturellen Bereich, aber auch Möglichkeiten zum Einkaufen, Essen und Entspannen wird der Campus schnell zum Lebensmittelpunkt. Auch die geografischen Gegebenheiten fördern das: üblicherweise sind alle Hochschuleinrichtungen, von Lehrgebäuden, Instituten, Sportplätze, Schwimmbäder bis zu Bibliotheken oder dem Theater, nahe beieinander auf dem Campus.
Die Relevanz, die Australien seinem Bildungssektor als sozialem aber auch wirtschaftlichem Faktor zumisst, zeigt sich auch in der großzügigen Ausstattung der Universitäten. Ein Studium ist auch für die Australier selbst nicht billig, dafür wird aber richtig was geboten: fast immer hat der gesamte Campus schnelles Internet, die Bibliotheken sind auf dem neuesten Stand und oft 24 Stunden rund um die Uhr geöffnet, alle Labore und Forschungseinrichtungen glänzen durch perfekte Ausstattung.
Um die internationalen Studenten bemüht man sich besonders. Das „international Office“ kümmert sich jeweils um die allgemeinen Belange und berät bspw. hinsichtlich Wohnungssuche oder hilft, einen Job zu finden. Außerdem wird jedem International ein „Student Advisor“ zur Seite gestellt, der Ansprechpartner für Fragen bei der Einschreibung oder bei eventuellen Kurswechseln ist, sich also um die individuellen bürokratischen und organisatorischen Hürden kümmert.
Ähnliche Hilfsbereitschaft findet sich im übrigen durchgängig in allen universitären Sektoren wieder. So betreiben auch viele Lehrstühle eine „open door policy“, das heißt, die Studenten stehen selten vor einer geschlossenen, sondern meist vor einer offenen Tür, wenn sie spontan und ohne Termin Kontakt zu ihrem Lecturer oder International Student Koordinator suchen.